Hendrik Otremba – Kachelbads Erbe

Nach seinem Erstling „Über uns der Schaum“ das zweite Werk vom jungen Künstler Hendrik Otremba und ich bin etwas enttäuscht, aber das liegt hauptsächlich an meiner Erwartungshaltung aus dem Vorgänger. Im Gegensatz zu seiner poetischen, melancholischen Neo-Noir-Detektivgeschichte ist das hier ein ausgewachsener Roman, dem leider die künstlerische Leichtigkeit und etwas der Tiefgang fehlt. Trotzdem ist es ein gut geschriebener, lesenswerter Roman.

Die Geschichte ist dabei interessant und jederzeit spannend erzählt, Thematik ist des Einfrieren von Menschen in der Hoffnung, daß irgendwann der wissenschaftliche Fortschritt ein Wiederbeleben ermöglicht und die Person später weiterleben kann und als letzter Schritt eventuell sogar Unsterblichkeit stehen kann. Die Motive der Protagonisten im Buch sind unterschiedlich, schwere Krankheit, nicht mehr im Hier leben wollen, Neugierde.

Hauptprotagonist und zentraler Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Kachelbad, ein Wissenschaftler der solche Einfrierungen durchführt. Wir begleiten ihn bei Begegnungen mit anderen Charakteren, hauptsächlich mit seinen „Kunden“, deren Geschichten in Seitensträngen erzählt werden, es gibt also häufige Perspektivwechsel und das hält die Story stets spannend. Allerdings fühlen sich die letzten 50 Seiten vollkommen deplaziert im Bezug zur Hauptstory an, mir ist das ein zu großer Sprung und der trägt zu meiner Enttäuschung bei.

Sprachlich ist der Roman wesentlich mehr straight forward als „Über uns der Schaum“, es gibt Poesie aber hauptsächlich wird eine Geschichte erzählt. Die Stimmung die sich beim Lesen einstellt ist ebenso geglätter, das düster melancholische weicht einer emotional ausgeglicheneren Resonanz. Durch diese beiden Faktoren verliert der Roman allerdings Tiefe und emotionale Bindung, driftet Richtung Beliebigkeit und zielt auf Lesbarkeit für eine größeres Publikum. Das finde ich auch nicht schlecht und vollkommen elgitim, schliesslich ist es trotzdem ein gutes Buch, aber richtig gefangen genommen hat es mich nicht.

Alles in allem, wenn man einen sauber geschriebenen Roman der sich bisschen Abseits der Norm bewegt, von einem zeitgenössischen jungen Schriftsteller, lesen will kann man hier bedenkenlos zugreifen. Gutes Buch.

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