Y. N. Harari – Kurze Geschichte der Menschheit

Juhu, mal einen Spiegel-Bestseller gelesen – kommt sehr selten vor – oder besser gesagt angelesen, denn nach 100 Seiten hats mir gereicht.

Der Titel passt auf alle Fälle, Hariri schreibt eine Geschichte der Menschwerdung von den biologischen Anfängen der Menschenvorfahren über die Jäger-und-Sammler-Gesellschaften und die Sesshaftwerdung bis hin zu weis ich nicht, denn ich habs da abgebrochen. Das Ganze ist sehr kurzweilig, nach dem Anhang zu urteilen sehr ordentlich recherchiert, er vermittelt auf alle Fälle viel Wissen und bringt interessante Thesen (z.B. daß der Mensch deshalb so aggressiv gegen sich selbst vorgeht weil er sich am Anfang seiner Entwicklung irgendwo in der Mitte der Nahrungkette befand und durch Biologie und Technologie ganz nach oben gestiegen ist, den Schritt aber nicht „verkraftet“ hat).

Was mich aber massiv stört ist, daß er spekuliert, bzw. durch die Thematik zum Spekulieren gezwungen ist, daß aber nicht kenntlich macht. Wenn man das Buch ohne Reflektion hinnimmt würde man den Inhalt für die Wahrheit halten, es ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten und halt seine Meinung die aus seinem heutigen weltbild herührt. Er glorifiziert zum Beispiel die Jäger-und-Sammler-Gesellschaft (kann man ja machen, freies, selbstbestimmtes Leben in kleinen Gruppen in der Natur fänd ich jetzt auch nicht das schlechteste) gegenüber den sesshaft gewordenen Gruppen mit teils hanebüchenen Argumenten bzw. unter Ausblendung der Vor- und Nachteile der jeweiligen Gesellschaften und da wirds mir schon n bischen zu bunt.

Abgesehen davon, daß ich seinen Stil nicht gut finde (kommt mir sehr arrogant und teilweise erzieherisch vor), passt der Mix einfach nicht, die Wissenschaft hinter der Evolution schreibt er schön locker flockig runter und ich kauf ihm auch sehr viel davon ab. Aber eigentlich ist das Buch wie der Titel andeutet eine Geschichte und Geschichten haben immer etwas fiktives. Und wenn ich eine Geschichte lesen will dann greif ich zu nem Märchenbuch oder nem Roman und da weis ich, daß ich mich in einem Erzählraum befinde. Dem Buch hier fehlt dieser Aufdruck, deswegen geb ich mal eine eingeschränkte Empfehlung, mit Filter zu lesen, dann bekommt man solides, kurzweilige Wissensvermittlung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert